Default

Projekt

Forschungsverbund: Sicherheitsmentalitäten im ländlichen Raum (SIMENTA)

Motivation

In Zusammenhang mit weitreichenden gesellschaftlichen Transformationsprozessen (Individualisierung, Globalisierung, Differenzierung) ist ein veränderter Umgang mit Kriminalität, Sicherheit und sozialer Kontrolle zu verzeichnen. Werden solche Fragestellungen zur Sicherheitskultur und -architektur bisher wissenschaftlich betrachtet, liegt der Fokus meist auf großstädtischen Regionen und Metropolen. In welcher Weise sich diese Veränderungen auch im ländlichen und kleinstädtischen Raum widerspiegeln, wurde bisher nur selten untersucht.

Ein zentrales Merkmal des gegenwärtigen Wandels ist die Umverteilung von Verantwortung von Sicherheit zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren, was auch als Verschiebung oder Neuverhandlung von Sicherheitsmentalitäten zwischen unterschiedlichen Akteuren interpretiert werden kann. An diese aktuellen Prozesse schließt SIMENTA mit seinen elementaren, bisher allerdings in der Forschung wenig beachteten, Fragestellungen nach den spezifischen Sicherheitsmentalitäten und Sicherheitsarchitekturen ländlicher Räume an.

Das Projekt ‚Sicherheitsmentalitäten im ländlichen Raum‘ (SIMENTA) befasst sich über einen Zeitraum von drei Jahren mit der Erforschung spezifisch ländlicher Sicherheitskulturen und den verschiedenen Formen (informeller) sozialer Kontrolle in den Gebieten Vechta und Cloppenburg. Es geht also zum einen um die Untersuchung von Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmustern sicherheitsrelevanter Akteure und Zivilbürger in Bezug auf abweichendes Verhalten bzw. Kriminalität in ländlichen Gebieten, sowie zum anderen um die speziellen Umgangsformen mit diesen Verhaltensweisen. Notwendig ist dies aufgrund fehlender Studien und somit einer unzureichenden Wissensbasis über die Kriminalitätsentwicklung bzw. -prävention im ländlichen und kleinstädtischen Raum und der Erkenntnis, dass sich die Rolle der Bürger bei der Schaffung von Sicherheit insbesondere im ländlichen Raum einem Wandel (wie etwa einer Verantwortungsverschiebung vom Staat hin zu nichtstaatlichen Akteuren/Akteursgruppen) ausgesetzt sieht und der somit u.a. in einer Neuverhandlung von Sicherheitsmentalitäten mündet. Um die aktuellen Sicherheitsmentalitäten herausstellen zu können werden im Zuge von SIMENTA quantitative (Fragenbogenerhebung) sowie verschiedene qualitative Forschungsmethoden (z.B. Notrufauswertungen, Experteninterviews, Gruppendiskussionen) genutzt und deren jeweilige Ergebnisse abschließend in einem Rahmenmodell zu den spezifisch ländlichen Sicherheitsmentalitäten zusammengebracht, woraus sich eventuelle Handlungsanleitungen für die sicherheitsrelevanten Akteure, insbesondere auch in anderen bzw. vergleichbaren ländlichen Regionen, ableiten können lassen. SIMENTA ist zur Erreichung dieser Ziele in insgesamt 7 Arbeitspakete aufgeteilt, welche sich auf die beiden Teilprojekte Vechta und Nienburg verteilen.

Ziele und Vorgehen

Den zentralen Untersuchungsgegenstand von SIMENTA macht die Erfassung und Typisierung ländlicher Sicherheitsmentalitäten unterschiedlicher lokaler Akteure bzw. Akteursgruppen (Bürger_Innen, Poltik/Verwaltung, Polizei, Präventionsgremien, Soziale Arbeit) aus, wofür die Rekonstruktion der Spezifika ruraler Formen sozialer Kontrolle notwendig ist. Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang, die staatlichen Sicherheitsakteure ebenso wie informelle Konfliktlösungsstrategien innerhalb von Bekanntschafts- und Nachbarschaftsverhältnissen. Unter Bezug auf das Konzept der Sicherheitsmentalitäten soll im Verlauf des Projektes ein theoretisches Rahmenmodell erarbeitet werden, welches, mit Blick auf die Spezifika ländlicher Räume, eine entsprechende Typisierung ermöglicht und sich darüber hinaus auch auf andere ländliche Regionen, als das untersuchte Oldenburger Münsterland, übertragen lässt.
Zu diesem Zweck kommt im interdisziplinär angelegten Projektverbund ein Mix aus sowohl qualitativen als auch quantitativen Forschungsinstrumenten zum Einsatz. So werden etwa eine Notrufauswertung, Experteninterviews mit Sicherheitsakteuren sowie Gruppendiskussionen mit verschiedenen Statusgruppen, aber auch eine repräsentative Fragebogenerhebung der Bevölkerung der Landkreise Vechta und Cloppenburg durchgeführt, wodurch beispielsweise mögliches Unsicherheitserleben und der Umgang mit diesem aufgezeigt werden soll. Die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsbereiche werden abschließend in Bezug zueinander gesetzt und an das theoretische Rahmenmodell zurückgebunden um dieses somit (weiter-)entwickeln zu können.

Innovationen und Perspektiven

Die Typisierung der spezifisch ländlichen Sicherheitsmentalitäten ermöglicht den Akteuren der öffentlichen Sicherheit spezielle, auf den ländlichen Raum angepasste, Strategien zu entwickeln wodurch sicherheitspolitische Problematiken gezielter bearbeitet werden können. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Übertragbarkeit auf andere ländliche Regionen, welche durch die Entwicklung des theoretischen Rahmenmodells und die damit verbundene Analysemöglichkeit von ruralen Sicherheitsmentalitäten ermöglicht werden soll.

Projekttitel

Sicherheitsmentalitäten im ländlichen Raum (SIMENTA)

Laufzeit

01.02.2012 – 31.01.2015

Verbundpartner

Universität Vechta:

  • Forschungsverbund Soziale Arbeit und Soziale Dienstleistungen (FVSA)
  • Zentrum für Vertrauensforschung (ZfV)

Polizeiakademie Niedersachsen, Standort Nienburg

Kontakt

Dr. Sascha Schierz

Universität Vechta, Institut für Soziale Arbeit, Bildungs- und Sportwissenschaften (ISBS)
Driverstraße 22, 49377 Vechta
sascha.schierz@uni-vechta.de
Tel.: 04441/15-318

Verbundkoordination

Prof. Dr. Nina Oelkers

Universität Vechta, Institut für Soziale Arbeit, Bildungs- und Sportwissenschaften (ISBS)
Driverstraße 22, 49377 Vechta
nina.oelkers@uni-vechta.de
Tel.: 04441/15-615